In Gladiator II bringt Ridley Scott das Publikum zurück ins brutale Kolosseum von Rom, diesmal mit Paul Mescal an der Spitze. Die Fortsetzung, eine mutige Mischung aus Hommage und Neuerfindung, ist zweifellos eine Achterbahnfahrt – aber sie ist auch voller Vertrautem. Scotts grandioses physisches Setdesign, vom maßstabsgetreuen Kolosseum bis zu wimmelnden Menschenmengen, entfaltet ein visuelles Fest, doch das Herz des Films schlägt im Rhythmus des Originals und hallt fast die ikonischen Beats der Handlung des ersten Films wider.
Treffen Sie den neuen Maximus: Paul Mescal als Lucius, Sohn eines Gladiators
Paul Mescal spielt Lucius, den erwachsenen Sohn von Russell Crowes Maximus. Nachdem er der Korruption Roms entkommen ist, hat er als robuster Soldat in Afrika Nova zusammen mit seiner Kriegerfrau Arishat gelebt. Doch als er gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft wird, findet er sich auf dem gleichen blutigen Pfad wieder, den sein Vater einst ging – erkämpft sich seinen Weg durch die Gladiatorenarena und stellt sich der gleichen elitär dekadenten Gesellschaft, die sein Vater verachtete. Mescal bringt eine frische, aber vertraute Intensität mit, dank seines stählernen Charmes und des Herzens eines Kriegers.
Alte Macht, neue Gesichter: Duale Kaiser und ein machiavellistischer Trainer
Scott kreiert neue Gesichter für die alte römische Dekadenz: Die Mitkaiser Geta und Caracalla, geschminkt mit Eyeliner und Arroganz, leiten das Blutspiel mit verdrehter Freude, die an Joaquin Phoenix’ Commodus aus dem Original erinnert. Denzel Washington tritt als Macrinus auf, ein intrigierender Sklaventrainer, der Oliver Reeds Erbe verkörpert und List mit Ambition in Einklang bringt. Seine schlaue Manipulation des korrupten Senators Thraex (Tim McInnerny) liefert eine der zitierfähigsten Zeilen des Films: „Das, mein Freund, ist Politikkksssssss – ah!”
Epische Kämpfe, halluzinatorisches Spektakel und Roms neuer Star
Scott liefert Spektakel mit einer übertriebenen, fast surrealen Intensität. Lucius kämpft sich durch nachgestellte Seeschlachten in einer überfluteten Arena, stellt sich monströsen Tieren und nimmt es sogar mit einer Horde von Pavianen auf – Szenen, die in einem Sci-Fi-Epos Platz finden könnten. Die Gewalt ist unmittelbar, die Choreografie unerbittlich – eine gladiatorische Welt, die für eine neue Generation neu geboren wird.
Doch während Gladiator II bei actionreichen Höhepunkten punktet, empfinden einige es vielleicht als zu stark an die Vergangenheit gebunden. Vertraute Charaktere und narrative Echos wecken starke Déjà-vus, und während Connie Nielsens Lucilla neue Tiefe erhält, deutet ihre Beziehung zu Lucius auf seltsame, ödipale Spannungen hin.
Ridley Scott: Der moderne Meister erobert Rom zurück
Mit Gladiator II beweist Scott, dass er immer noch ein Meister des energiegeladenen Erzählens ist. Seine jüngste Filmreihe, zu der The Last Duel, House of Gucci und Napoleon gehört, hebt sein Talent hervor, die Vergangenheit mit Dringlichkeit und Härte zum Leben zu erwecken. Obwohl diese Fortsetzung vertrautes Terrain betritt, gelingt es ihr, die Fangemeinde zu bedienen, die nach mehr von Roms blutgetränktem Drama und politischer Intrige verlangt.
Paul Mescals Lucius mag im Schatten seines Vaters kämpfen, aber er bringt genug frische Energie mit, um sein eigenes Erbe zu schaffen. Und wie Ridley Scott zeigt, sind manche Geschichten es wert, neu erzählt zu werden – selbst wenn sie einen vollen Kreis schließen.