Was wie ein unkompliziertes Wochenende für Oliver Solberg bei der Rallye Chile aussah, hat sich zu einer dramatischen Wendung entwickelt, die die WRC2-Meisterschaft ins Chaos gestürzt hat. Solberg, der auf dem besten Weg war, den Titel zu sichern, sah seinen Vorsprung schwinden, nachdem eine langsame Reifenpanne auf der Strecke 11 ihn zwang, anzuhalten und einen Reifen zu wechseln. Plötzlich ist die Meisterschaft weit offen, mit den Rivalen Sami Pajari und zwei Citroën-Fahrern, die nun wie Haie in einem bizarren, unberechenbaren Kampf um die Krone kreisen.
Solbergs Weg zum Titel war einfach: Gewinnen in Chile und die Meisterschaft wäre sein. Doch nach der kostspieligen Panne hat sich das Szenario dramatisch verändert. Solberg liegt jetzt eine Minute hinter dem Führenden, mit nur noch 33,5 Meilen an verbleibenden Etappen, was seine Chancen an einem seidenen Faden hängen lässt. Schlimmer noch, seine Meisterschaftsrivalen sind jetzt in einer hervorragenden Position, um Kapital daraus zu schlagen.
In einer ungewöhnlichen Wendung nimmt einer von Solbergs härtesten Konkurrenten, Pajari, an diesem Wochenende nicht einmal an WRC2 teil – er fährt ein Rally1-Auto in Chile. Dennoch bleibt Pajari Solbergs größte Bedrohung. Wenn Solberg es an diesem Wochenende nicht schafft zu gewinnen, benötigt Pajari nur einen Sieg in Japan, seinem letzten WRC2-Event, um den Titel ihm unter den Nägeln wegzuziehen. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, kann Solberg Pajari nicht daran hindern – ihm ist es nicht erlaubt, als Punktesammler nach Japan einzureisen.
Um die Situation weiter zu komplizieren, sind Citroën’s Yohan Rossel und Nikolay Gryazin beide technisch noch im Titelrennen, obwohl ihre Chancen gering sind. Aber dank Solbergs Panne könnten selbst diese Außenseiter wieder ins Rennen kommen. Rossel muss insbesondere Solberg in Chile nur um 10 Punkte übertreffen, um im Rennen zu bleiben – ein Ergebnis, das plötzlich plausibler erscheint.
Gryazin führt unterdessen Rally Chile über Nacht mit Rossel, der auf dem dritten Platz liegt. Wenn Gryazin vorne bleiben kann und Solberg auf den vierten Platz zurückfällt, könnte Gryazin sich zurück in den Titelkampf kämpfen. Aber das Citroën-Team steht vor einem eigenen Dilemma: Die beiden Teamkollegen könnten sich gegenseitig die Chancen nehmen, da Rossel Gryazin aus dem Rennen werfen könnte, wenn sie nicht zusammenarbeiten. Teamorder? Unwahrscheinlich. Beide Fahrer sind gezwungen, auf eigene Faust zu kämpfen, was die Situation weiter kompliziert.
„Ich denke nicht an Teamorder,“ sagte Rossel. „Es ist nicht meine Aufgabe. Wir sind auf jeden Fall zwei offizielle Fahrer.“
Während Solberg sich zurückkämpft, ist die Realität düster. Mit Pajari, der in den Startlöchern steht, um in Japan zuzuschlagen, und sowohl Rossel als auch Gryazin, die ihm im Nacken sitzen, ist der WRC2-Titel alles andere als sicher. Es ist ein Meisterschaftsrennen, bei dem jede Wendung und Kurve das Ergebnis neu schreiben könnte.
Für Solberg ist die Aufgabe gewaltig: Er muss in Chile gewinnen, um sein Schicksal in eigenen Händen zu halten. Alles andere öffnet die Tür weit für Pajari, Rossel und Gryazin. Während die Rally in die finalen Phasen eintritt, hängt Solbergs Schicksal – und der WRC2-Titel – in der Schwebe, während die Welt zusieht, ob der junge Fahrer seine Meisterschaftshoffnungen retten kann oder ob einer seiner Rivalen ihm den Ruhm entreißen wird.
Es ist noch nicht vorbei, aber die Uhr tickt, und Rally Chile erweist sich als entscheidender Moment in einem der chaotischsten WRC2-Titelkämpfe der jüngeren Geschichte.