Im Jahr 2024 wird die Welt des Motorsports immer noch überwiegend von Männern dominiert. In den aktuellen Startfeldern der Formel 1, Formel E oder IndyCar gibt es keine weiblichen Fahrer. Das gleiche gilt für die Hypercar-Klasse, das Highlight der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft, die an diesem Wochenende ihre Saison 2024 in Katar startet. Die GT3-Klasse, die nach der Abschaffung der LMP2-Kategorie zur Hauptstütze der Hypercars geworden ist, erzählt jedoch eine andere Geschichte. Das Team Iron Dames hat eine bedeutende Rolle dabei gespielt, das Geschlechterungleichgewicht im Motorsport zu verändern, indem es junge weibliche Talente fördert und ihnen eine Plattform bietet, um ihre Fähigkeiten auf internationaler Ebene zu präsentieren.
Das Team Iron Dames wurde von der ehemaligen GT-Fahrerin Deborah Mayer ins Leben gerufen und 2018 gegründet, mit dem Ziel, die weibliche Vertretung im Motorsport zu erhöhen und Talente hervorzuheben, die möglicherweise unentdeckt bleiben. Die ursprüngliche Besetzung des Teams für die Gulf 12 Hours 2018 umfasste Manuela Gostner, Michelle Gatting und Rahel Frey. Von diesem Zeitpunkt an war die Richtung des Teams vorgegeben, insbesondere für die erfahrene Frey, die über die Schwierigkeiten reflektierte, die sie als weibliche Fahrerin überwinden musste. „Es war ein wirklich langer Weg für eine Frau, und am Ende macht es mich umso stolzer, dass ich so weit gekommen bin,“ sagte sie.
Die zweite Saison des Iron Dames-Teams war ein Erfolg, wobei Gostner, Gatting und Frey ihren Wert in einer vollen Saison der LMGTE-Kategorie in der European Le Mans Series unter Beweis stellten. Ihre Kampagne begann mit einem hart erkämpften zweiten Platz in Paul Ricard. Im Laufe der Saison zeigte das Team ein auffälliges Merkmal: Ehrlichkeit. Es gab keine Ausreden für Fehler oder falsche Entscheidungen in der Strategie oder beim Setup. Das Team pflegte eine Kultur des Lernens aus Fehlern und stellte skeptische Erwartungen in Frage.
Gatting reflektiert über die Anfangstage des Teams und den Mangel an Respekt, den sie zunächst im Paddock erhielten. „Am Anfang fühlte ich mich im Paddock nicht respektiert,“ gesteht sie. „Die Leute grüßten uns nie. Sie erwarteten nicht, uns im folgenden Jahr dort zu sehen.“ Doch als das Team solide Leistungen erbrachte und um Siege kämpfte, wuchs der Respekt. Der Erfolg des Teams war ein Beweis für die sich verändernde Einstellung gegenüber der Teilnahme von Frauen im Motorsport. „Unser Geschäft, unser Sport ist offener für die Teilnahme von Frauen geworden,“ bemerkte Frey. „Es gibt definitiv mehr Unterstützung für Frauen, und das sollte gut für die Zukunft sein.“
In ihrer Debütsaison in der World Endurance Championship 2021 experimentierte das Iron Dames-Team mit verschiedenen Fahrer-Kombinationen. Nur Frey nahm an allen sechs Rennen teil. Diese Flexibilität bei den Aufstellungen ermöglichte es dem Team, sowohl etablierte Fahrerinnen als auch solche, die sich in der Rennwelt einen Namen machen wollten, zu gewinnen. Sarah Bovy, die nur an einigen wenigen professionellen Rennen teilgenommen hatte, darunter zwei Runden der W Series 2019, trat dem Team bei und zeigte ihr Talent auf der Strecke. Bovys Vater, ein ehemaliger Rennfahrer, verstand die Herausforderungen, denen sie als Frau im Motorsport gegenüberstand. Doch Bovys Entschlossenheit und Talent trieben ihre Karriere voran.
Die Leistung des Iron Dames-Teams verbesserte sich im Laufe der Zeit. In der Saison 2022 erreichten sie ihre erste Pole-Position und das erste Podium in der LMGTE Am-Klasse in Monza. Dieser Erfolg setzte sich mit weiteren Pole-Positionen und Podiums in Fuji und Bahrain fort. Die konstante Aufwärtsentwicklung des Teams stellte vorgefasste Meinungen über rein weibliche Teams im Motorsport in Frage und erhielt Anerkennung.
Mit dem wachsenden Erfolg des Teams nahm auch ihre Präsenz in den Paddocks rund um die Welt zu. Neben ihrer Teilnahme an der FIA World Endurance Championship und der European Le Mans Series wagte sich das Iron Dames-Team in den Michelin Le Mans Cup und trug zu den aufeinanderfolgenden Teammeisterschaften von Iron Lynx bei. Gatting wurde 2021 auch die erste weibliche Meisterin der Ferrari Challenge Europe-Serie. Der Ehrgeiz des Teams ging über das Langstreckenrennen hinaus. Sie hatten das Ziel, junge Fahrerinnen in verschiedenen Serien weltweit zu fördern und eine Fahrerschule für junge Talente zu etablieren.
Die Bemühungen des Iron Dames-Teams, junge Talente zu fördern, zahlten sich aus, als Doriane Pin zu ihnen stieß. Pins Leistungen erregten die Aufmerksamkeit von Prema Racing, was ihr einen Platz in deren WEC-Kampagne 2023 und einen Platz, der von Mercedes F1 im F1 Academy Championship unterstützt wird, einbrachte. Pins Erfolg zeigte das Potenzial des Iron Dames-Programms, die Karrieren junger Fahrerinnen zu gestalten.
Während Pin in LMP2-Autos hervorragende Leistungen zeigte, feierten das Trio Bovy, Frey und Gatting ihren ersten Sieg in der GTE Am-Kategorie der WEC beim Saisonfinale 2023 in Bahrain. Die Erfolge des Teams zogen mehr Interesse und Investitionen an und schufen eine nachhaltige und profitable Möglichkeit für Fahrerinnen in verschiedenen Disziplinen des Motorsports.
Gatting gibt Ratschläge an aufstrebende junge Fahrerinnen, die in ihre und Pins Fußstapfen treten möchten. Sie betont die Bedeutung von harter Arbeit und Entschlossenheit und erklärt, dass der Erfolg nicht allein durch die Teilnahme an einem Projekt wie Iron Dames kommt, sondern durch individuelle Anstrengungen.
Die Reise des Iron Dames-Teams ist noch lange nicht zu Ende. Ihre Erfolge sind ein Anfang, kein Ende. Michele Gatting, Sarah Bovy und Doriane Pin werden als Iron Dames GT3-Team bei der Eröffnung der WEC in Katar antreten, während Rahel Frey Teil des Aufgebots des Teams in der ELMS sein wird.
© 2024
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