KTM hat seit 2017 Modelle mit dem LC8c-Reihenzweizylinder-Motor im Mittelklasse-Segment eingeführt. Und kurz danach gewann die Idee in Mattighofen an Schwung, auch Zweizylinder-Motoren im Einstiegsbereich anzubieten, zusätzlich zur oberen Mittelklasse in der Zukunft, um so ein komplettes Motorenangebot von 125 bis 1300 ccm zu schaffen.
Die erste Idee, diese Lücke zu schließen, wurde 2018 öffentlich angekündigt und war ein völlig neuer Reihenzweizylinder-Motor, weshalb ein Motor mit etwa 490 ccm von dem Partner Bajaj in Indien entwickelt wurde, wo er auch gefertigt werden sollte. Es war jedoch schwierig, das Projekt rentabel zu produzieren, aufgrund der übermäßigen Komplexität des neuen Motors, und der kleine Motor war einfach zu teuer für das gesetzte Preisziel. Trotz jahrelanger Planung wurde zu Beginn des Jahres klar, dass der 490-Motor nicht auf den Markt kommen würde, obwohl er vollständig entwickelt war. Aber was wird die Lücke füllen? Zunächst war von einem Zweizylinder-Motor für die 690 die Rede, doch nun nimmt eine verkleinerte Version des Motors aus der aktuellen 790 Duke ihren Platz in der Modellplanung ein.
Der offensichtlichste Vorteil der Wiederverwendung des aktuellen Zweizylinders aus der 790-Reihe ist die Nutzung vieler bereits vorhandener Teile und folglich die Reduzierung der Entwicklungskosten. Dies ist bereits seit mehreren Monaten bei den ersten Testmotorrädern einer Naked-Version zu erkennen, die aufgrund ihrer technischen Nähe und guten Tarnung kaum von der 790 Duke zu unterscheiden ist. Inzwischen wurde auch ein Prototyp gesichtet, der auf eine 650 Adventure hinweist. Obwohl er noch die Verkleidung der 790 Adventure hat, soll sich unter der Verkleidung neue Technik befinden.
Die auffälligste Neuerung findet sich im fertigen Tank. Obwohl die 650 und 790 Adventure eng verwandt sind, wird die klobige, zweiteilige Tanklösung der aktuellen Mittelklasse-Adventure in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr verfügbar sein, sodass ihr Fehlen der erste Hinweis auf die 650 Adventure in diesem Prototyp ist. Hier haben die Ingenieure auch die Verkleidung der kürzlich erneuerten 790 Adventure hinzugefügt, die später einem eigenständigen Design weichen wird. So können wir beispielsweise mit einer Version der Frontverkleidung im 3D-Look rechnen, wie sie bei der kürzlich präsentierten 990 Duke und 1390 Super Duke zu sehen ist, die auch bei der kommenden 390 Adventure zu finden sein wird.
KTM 650 Modelle mit 60 bis 70 PS?
Abgesehen von den Unterschieden sind die technischen Ähnlichkeiten mit der 790 Adventure ebenso offensichtlich: Zum Beispiel scheint das Schwinge fast unverändert entworfen worden zu sein, ebenso wie die Federungsträger. Die äußeren Merkmale des Motors und seiner Umgebung wirken ebenfalls vertraut, was darauf hindeutet, dass die Reduzierung des Hubraums die auffälligste Innovation ist. Dies wird vermutlich durch eine Verkürzung des Hubs sowie eine Reduzierung des Durchmessers erreicht. Das Ergebnis wird eine verringerte Spitzenleistung sein, aber genauere Daten sind noch Spekulation. Wir gehen von etwa 60 bis 70 PS aus, da dies der offensichtlichste ungenutzte Raum im österreichischen Sortiment ist. Mit weniger Leistung und weniger Gewicht ist weniger Aufwand erforderlich, um eine angemessene Bremskraft zu gewährleisten, weshalb künftig nur eine Bremsscheibe am Vorderrad verwendet wird. Wie ursprünglich geplant, wird die Produktion bei Bajaj in Indien stattfinden, wo alle zukünftigen Einstiegsmodelle von KTM, Husqvarna und GasGas hergestellt werden.
Die 650-Modelle sind noch nicht bereit für die Serienproduktion, aber aufgrund der bekannten Motorbasis könnten die Serienmodelle bereits im Herbst 2024 offiziell vorgestellt werden. Wir bleiben gespannt und halten Sie auf dem Laufenden.